Komtureistube

Die Komtureistube

1960 wurde in der Pfälzer Residenz Weinstube ein Ableger der Weinbruderschaft der Pfalz gegründet: die Großkomturei München der Weinbruderschaft der Pfalz.
In dieser Stube trifft sich bis heute die Komturei zu ihren Konventen im Frühjahr und Herbst. Die Gewölbeausmalung erinnert an diese Funktion der Stube.

Die Weinbruderschaft der Pfalz – Tradition nach Ritterordensvorbild

Am 6. Dezember 1954 schlossen sich in Neustadt an der Weinstraße 26 Männer zu einer ungewöhnlichen Gemeinschaft zusammen: der Weinbruderschaft der Pfalz. Sie verstanden sich nicht als gewöhnlicher Verein, sondern als Ordensgemeinschaft nach dem Vorbild der mittelalterlichen Ritterorden. Der Vorstand heißt Ordenskapitel, ihm sitzt der Ordensmeister vor, und die regionalen Vertretungen tragen den stolzen Namen Komtureien – benannt nach den Verwaltungszentren der Templer und Johanniter, die einst ganz Europa mit einem Netz aus Ordensburgen überzogen.
Die Weinbruderschaft entstand aus zwei Vorläufern: den bereits 1939 gegründeten Landsknechten der Weinstraße und dem Pressestammtisch von 1950. Initiator beider Vereinigungen war Daniel Meininger, Gründer der Neustadter Druckerei, die bis heute das renommierte Weinfachmagazin herausgibt. Die Bruderschaft versteht sich als „Weingewissen der Pfalz“ und hat sich der Erhaltung, Förderung und Mehrung der Weinkultur verschrieben – in Wort, Schrift und Tat, wie es die Ordensregel formuliert.
Heute zählt die Weinbruderschaft rund 1100 Mitglieder und ist damit die älteste moderne Weinbruderschaft Deutschlands. Ihr Hauptsitz, das Ordenshaus am historischen Marktplatz von Neustadt, beherbergt Weinbibliothek und Kunstsammlung. Die jährliche Große Pfalzweinprobe im Neustadter Saalbau lockt über tausend Gäste an und ist längst zur Institution geworden.

Die Großkomturei München – Pfälzer Weinkultur in Bayern

Zehn Jahre nach Gründung der Weinstube in der Münchner Residenz entstand hier 1960 die Großkomturei München – der erste und bis heute bedeutendste Ableger der Weinbruderschaft außerhalb der Pfalz. Der Name war bewusst gewählt: So wie die Komtureien der Ritterorden im Mittelalter die Ordensideale in ferne Regionen trugen, sollte die Münchner Großkomturei die pfälzische Weinkultur in der bayerischen Landeshauptstadt lebendig halten.
Zweimal im Jahr, im Frühjahr und im Herbst, versammelt sich die Komturei zu ihren Konventen in dieser Stube. Der Begriff stammt ebenfalls aus der Ritterordenstradition: Ein Konvent war die Versammlung der Ordensbrüder, bei der wichtige Entscheidungen getroffen und das Gemeinschaftsleben gepflegt wurde. Bei den Münchner Konventen stehen Weinproben, Vorträge und die Pflege der pfälzisch-bayerischen Freundschaft im Mittelpunkt.
Die Gewölbeausmalung dieser Stube erinnert an ihre besondere Funktion als Versammlungsort der Bruderschaft. Hier verbindet sich mittelalterliche Ordenstradition mit lebendiger Weinkultur – ein Ort, an dem das Kulturgut Wein nicht nur genossen, sondern auch verstanden und weitergegeben wird. Die Großkomturei München steht damit in einer Reihe mit den später gegründeten Komtureien in Nürnberg und Berlin, doch als ältester Ableger bleibt sie der Weinbruderschaft besonders eng verbunden.