Domstube

Die Domstube

Der Kaiserdom zu Speyer erinnert an die bedeutende Ära der Pfalz im Mittelalter, als die Salierkaiser von Konrad II. bis Heinrich V. in der Region herrschten und sich den Dom als Grablege erbauten. Er ist der größte romanische Dom nördlich der Alpen.

Ein Gemälde des Speyerer Malers Karl Graf zeigt in dieser Stube den Dom von der Rheinseite.

Der Kaiserdom – Symbol salischer Macht

Als Konrad II. um 1025 den Bau einer neuen Kathedrale in Speyer befahl, hatte er ein monumentales Ziel: die größte Kirche des Abendlandes zu errichten. Der salische Kaiser, der aus der Region zwischen Worms, Speyer und der Nahe stammte, wollte mit diesem Bauwerk seine von Gott gegebene Macht demonstrieren – ein steinernes Manifest kaiserlichen Anspruchs, das alle bisherigen Kirchenbauten übertreffen sollte.

Konrad II. selbst erlebte die Fertigstellung nicht mehr. Als er 1039 in Utrecht starb, war der Dom noch eine Großbaustelle. Sein Leichnam wurde nach Speyer überführt und im Mittelschiff vor dem Hochaltar beigesetzt – in einer eisernen Grabkiste, da die Krypta noch nicht fertig war. Mit ihm begann eine Tradition: Der Dom wurde zur Grablege der Salierkaiser. Weder sein Sohn Heinrich III. noch sein Enkel Heinrich IV. erlebten den vollendeten Bau – erst 1061, unter dem dritten Salier, wurde der Dom geweiht.

Doch Heinrich IV. war nicht zufrieden mit dem Erreichten. 1080 ließ er den Dom zur Hälfte einreißen, um ihn noch größer und prächtiger wieder aufzubauen. Das Mittelschiff wurde um fünf Meter erhöht, erstmals in der Architekturgeschichte erhielt der Bau eine umlaufende Zwerggalerie und ein Blendbogensystem. Mit 134 Metern Länge und 33 Metern Breite wuchs der Dom zur größten romanischen Kirche – ein Titel, den er bis heute trägt, seit die Abtei Cluny während der napoleonischen Zeit teilweise zerstört wurde.

Die Krypta, die schönste und größte des Mittelalters, erstreckt sich unter dem gesamten Chorraum und Querhaus. Hier ruhen vier salische Kaiser – Konrad II., Heinrich III., Heinrich IV. und Heinrich V. – sowie zwei Kaiserinnen und über vierzig Bischöfe. Nach den Saliern wählten auch Staufer, Habsburger und Nassauer den Dom als ihre letzte Ruhestätte. Er wurde zur bedeutendsten Königs- und Kaisergrablege in Deutschland – vergleichbar nur mit Westminster Abbey in London.

Die Lage der Gräber ist symbolträchtig: am Ende des Mittelschiffs, an der Schwelle zwischen dem „irdischen“ Raum und der „sakralen“ Vierung, zwischen Leben und ewigem Leben. Spätestens mit der Beisetzung des ersten nicht-salischen Herrschers wurde klar: Der Dom war nicht nur Familiengrablege, sondern Denkmal für die Kontinuität des Kaiser- und Königtums selbst.

Seit 1981 gehört der Speyerer Dom zum UNESCO-Weltkulturerbe – als zweites deutsches Denkmal überhaupt. Er hat Kriege, Brände und Revolutionen überstanden. 1689 zerstörte der Pfälzische Erbfolgekrieg mehr als die Hälfte des Langhauses, die Französische Revolution verwüstete die Ausstattung. 1806 wäre er beinahe abgerissen worden. Doch er steht. Ein tausendjähriges Zeugnis salischen Selbstbewusstseins, bis heute die größte erhaltene romanische Kirche der Welt.

Karl Graf – Der Dom am Rhein

Das Gemälde in dieser Stube zeigt den Dom von der Rheinseite – eine Ansicht, die Karl Graf immer wieder faszinierte. Der Speyerer Maler, der von 1902 bis 1986 lebte, war ein Chronist seiner Heimatstadt. In seinen Arbeiten erscheint der Dom nicht als touristisches Motiv, sondern als lebendiger Teil der Landschaft am Rhein.

Graf malte den Dom in verschiedenen Jahreszeiten und Lichtstimmungen. Seine Arbeitsweise war beständig: Zunächst skizzierte er en plein air, hielt die Komposition und das Licht fest. Im Atelier entstanden dann die Gemälde mit seinem charakteristischen, fast abstrahierenden Duktus – eine Malweise, die das Monumentale des Baus einfing, ohne ins Pathetische abzugleiten.

In dieser Stube verbindet sich die Geschichte der Salier mit Grafs ruhiger Betrachtung: Der Dom, der einst den Machtanspruch der Kaiser verkündete, wird zum stillen Zeugnis von tausend Jahren Geschichte. Von hier, am Rhein, war er über Jahrhunderte das sichtbare Zentrum weltlicher und geistlicher Macht. Graf zeigt ihn aus der Perspektive der Gegenwart – als das, was er heute ist: ein Denkmal, das alle Kämpfe überdauert hat.